Literaturpreis 2021

Literaturpreis „Aufstieg durch Bildung“ 2021 an Christian Baron

Der Berliner Autor Christian Baron hat den Literaturpreis „Aufstieg durch Bildung“ 2021 erhalten. Von 124 zum Wettbewerb eingereichten Texten überzeugte sein Text „Ein Mann seiner Klasse“, veröffentlicht im Claassen-Verlag.

In „Ein Mann seiner Klasse“ beschreibt Christian Baron autobiographisch seine Jugend in Kaiserslautern in den 90er Jahren. Die familiäre Armutssituation zwischen Stolz und Scham, Alkohol und Geldnot, Einschränkungen und Chancen, wird in der Auseinandersetzung mit dem Vater thematisiert. Es handelt sich nur bedingt um eine Erfolgsgeschichte, selbst Universitätsabschluss und erste Anstellung werden in der Familie nicht anerkannt.

Die Jury beeindruckte die Aktualität des Textes, die nüchterne, präzise Beschreibung des Milieus und die Ambivalenz der Vaterbeziehung (bis zuletzt!). Überzeugt hat auch die Darstellung des gesellschaftspolitischen Umfeldes unabhängig von individueller Leistung und Anstrengung.

Der Wettbewerb der noon Foundation sollte anregen, die komplexe und vielschichtige Thematik „Aufstieg durch Bildung“ – jenseits geradliniger Aufsteiger-Erfolgsgeschichten – in einem Prosatext darzustellen. Die Teilnahme von 124 unveröffentlichten oder veröffentlichten Erzählungen und Romanen deutschsprachiger Autoren bestätigte das Interesse an diesem bildungspolitisch relevanten Thema.

Der Roman „Ein Mann seiner Klasse“ ist 2020 im Claassen Verlag erschienen und 2021 als Ullstein TB.

Preisverleihung auf https://youtu.be/c7g65759JtU.
Infoblatt Verleihung

In seiner Lesung aus dem preisgekrönten Text beschreibt der Autor die liebevolle Zuwendung der Mutter, einen Arbeitstag mit seinem Vater und ein Gespräch im Jugendamt. Von Satz zu Satz entfaltet sich die Dramatik seiner Kindheit und Jugend mit einem gewalttätigen, alkoholabhängigen Vater, einer krebskranken Mutter – in Armut trotz Arbeit. Der Autor, dessen autobiographischer Roman in Kaiserslautern in den 90er Jahren spielt, hat das Abitur über eine integrierte Gesamtschule geschafft. Trotz Gymnasialempfehlung wird er überall abgewiesen, nachdem das Jugendamt nach dem Tod der Mutter das Sorgerecht hat. So sehr seine Tante Juli sich auch einsetzt, wie Baron in seiner Lesung eindrücklich schildert, es finden sich schnell Gründe, beim Arbeiterkind trotz Begabung am späteren Schulerfolg zu zweifeln – es kann ihm ja nicht von den Eltern geholfen werden, so das Jugendamt.

In Interviews macht die Jury deutlich: Christian Baron beschreibt nüchtern und präzise das Milieu, die familiäre Armutssituation zwischen Stolz und Scham, Alkohol und Geldnot, und die Ambivalenz der Vaterbeziehung. Die stimmige Wortwahl, eine eher unterdrückte Emotionalität und ein kritisch-analytischer Stil verleihen der Thematik besonderen Nachdruck. Dabei ist der Text abwechslungsreich, unterhaltsam und spart die schönen Momente mit dem Vater nicht aus. Auf die politische Dimension des Textes weist die Jury hin: Es sind glückliche Umstände und Zufälle nötig, damit der Aufstieg durch Bildung gelingt. Es war immer eine Legende, dass jeder in der Bundesrepublik die gleichen Chancen hat. Die Jury empfiehlt den Text als Schullektüre ab der 10. Klasse.

Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, eröffnet die Verleihung mit einem starken Statement für mehr Bildungsgerechtigkeit: „Bildungs- und Chancengleichheit sind zentrale Voraussetzungen, um Mannheim als lebenswerte Gemeinschaft zu bewahren.“ Dies ist ein strategisches Ziel im Leitbild 2030 der Stadt. Beachtliche Erfolge kann die Stadt Mannheim vorweisen, dennoch bleiben die Herausforderungen gerade heute groß.